Einleitung
Bevor ich (Jahrgang 1948) 1953 im Alter von vier Jahren in die Gotteshütte verbracht wurde, lebte ich mit meinem Bruder Peter (Jahrgang 1950), meiner Schwester Hildegard (Jahrgang 1951), sowie meinem Bruder Egon (Jahrgang 1953) bei den Eltern und teilweise auch bei den Großeltern in Gladbeck.
Da
unsere Eltern nicht in der Lage waren, das Sorgerecht an uns Kindern
in angemessener Weise auszuüben, traf das Jugendamt Gladbeck die
Entscheidung, uns in Heimen unterzubringen. Zunächst waren es Heime
in Gladbeck und Bottrop, später entschied man sich, Peter und mich
in die gut 200 Km entfernte Gotteshütte nach Kleinenbremen zu verbringen. Als Grund
wurde angegeben, dass im Marthaheim in Gladbeck nicht genügend Platz
vorhanden sei. Der wahre Grund dürfte jedoch ein anderer gewesen
sein, welches ich nach Aktenlage in Erfahrung bringen konnte. So
sollen uns die Eltern aus den Heimen in Gladbeck und Bottrop bei
Besuchen der Heimaufsicht entzogen haben, es war sogar von Entführung
die Rede.
Meine
Geschwister Hildegard und Egon verblieben im Marthaheim in Gladbeck,
des weiteren mein Bruder Rainer, der ebenfalls im Jahre 1953 am
ersten Weihnachtstag in Gladbeck geboren wurde, und sofort nach der
Geburt in einem Säuglingsheim aufgenommen wurde. Wo sich dieses
Säuglingsheim befand, und ob es dem Marthaheim angegliedert war,
konnte ich nicht mehr in Erfahrung bringen. Beim Jugendamt oder
Gesundheitsamt Gladbeck dürfte es darüber vermutlich keine
Unterlagen oder Akten mehr geben. Hier der Link zum Erziehungsbogen.
Hier ist er als PDF-Datei
Hier ist er als PDF-Datei
Anmerkung
zu den Großeltern: Meine Großmutter hat 1950 in zweiter Ehe geheiratet (erste Eheschließung 1930). Ihr erster Mann, Karl Otto Zielke, wurde 1942 von den
Nazis in Bernburg (Sachsen-Anhalt) vergast, weil er vereinfacht
dargestellt, als unwertes Leben eingestuft wurde. Ende 1940 wurden meine Großeltern in Konzentrationslager verbracht. Der Großvater in das KZ Sachsenhausen, und die Großmutter in das Frauen KZ Ravensbrück. Die Großmutter wurde nach einigen Wochen entlassen, aus welchem Grund ist mir nicht bekannt.
Anmerkung
zu den Eltern: Sie haben ebenfalls 1950 geheiratet. Mein Vater wurde
wegen Kindesmisshandlung verurteilt, wie ich einer Akte zu meinen
Geschwistern entnehmen konnte. In dem Zusammenhang erfuhr ich vor
einigen Jahren, dass er mich zum Lügen abgerichtet hat. So sollte
ich in einem Tabakladen auf Pump einkaufen gehen, und sagen, dass es
für die Großmutter sei. Zuvor stellte er ein Kontrollfrage. „Für
wen sollst du die Zigaretten einkaufen?“ Wenn
ich antwortete für ihn, also für den Vater, soll er mich geohrfeigt
haben, dass ich das Gleichgewicht verlor, und zu Boden fiel. Erst
nach dem mir eine Tante diese Geschichte erzählte, wurde ich meine
Einschlafstörungen los, die mich bis dahin oft überfallartig
befielen, und wofür ich und keine Erklärung fand. Vermutlich
handelte es sich um eine posttraumatische Belastungsstörung.
An meine Mutter habe ich nur eine folgende
vage Erinnerung: Zuletzt wohnten wir in einer Barackenunterkunft in
Gladbeck, die im Volksmund Pampashonigheim genannt wurde. An einem
grauen verhangenen Sommertag fuhr morgens ein Auto mit zwei oder drei Männern
vor, wovon mindestens einer ein Polizist war. Nun sollten wir
endgültig den Eltern entzogen werden. Verzweifelt klammerte ich mich
an einem Stuhl fest, aber gegen den Polizisten hatte ich keine
Chance. Von da an war jede Erinnerung an meine frühe Kindheit
erloschen. Ein nicht mehr rückgängig zu machender Gedächtnisverlust
(Amnesie) hatte
von mir Besitz ergriffen.
Ein
Erinnerungsvermögen habe ich erst ungefähr seit meiner
Unterbringung in der Gotteshütte. Allerdings weiß ich nicht, wie
ich dort hingekommen bin. Die intensive Beschäftigung mit der
Vergangenheit hat bei mir ca. im Jahre 1985 eingesetzt und sich in den
letzten Jahren verstärkt.
Wer
sich für Erziehung, im besonderen für die Heimerziehung
interessiert, möge bitte mein Blog besuchen.
Der Gotteshüttenblogger zu Kleinenbremen
Der Gotteshüttenblogger zu Kleinenbremen
Zum Erziehungsbogen sei noch folgendes gesagt:
Es handelt sich überwiegend um einen Beurteilungsbogen, wo Fähigkeiten aber auch Charaktereigenschaften im Vordergrund stehen. Auch wird vieles wiederholt, so dass ich den Eindruck gewann, dass die Beiträge sehr oberflächlich geschrieben wurden, und dies nicht von den Erziehern selbst, sondern von einer Bürokraft. Es wurde sozusagen nach meinem Verständnis von den zuvor gemachten Einträgen abgeschrieben. Lange habe ich gezögert, diese mich ganz persönlich betreffenden Aussagen zu veröffentlichen. Nun aber bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es sich um ein Zeitdokument, bezüglich der Erziehungsvorstellungen der 50er Jahre handelt.
Hier also mein Erziehungsbogen, der im Kern lediglich nur dreieinhalb DIN A4 Seiten lang ist.
Hamburg, den 21. März 2015
3 Kommentare:
Leider habe ich nicht mehr so viele erinnerung. Ich war in Detmold geboren das zeighet ja meine Gurtsurkunde. Dann meine Mutter und ich waren in Wengern. Ein Haim fuer Mutter und Baby.Angeblich ist meine Mutter davon wegegangen und hat mich da gelassen. Das habe ich erst sehr viel speahter heraus gefunden.Wie ich zur Gotteshutte gekommen bin habe ich keine ahnung.
Von Margot
Ich habe nicht mehr viel erinnerung an Gotteshuette. Von meiner Gurturkunde weis ich das ich in Detmold geboren bin. Speatere erkundigung habe ich heraus gefunden das meine Mutter mit mir in Wengern in einen Heim nur fuer Muettern und Babys war. Angeblich ist sie dann abgehauen ohne mich. Ich weiss nicht wie ich zur Gotteshuette gekommen war.Ich war ungeahr 8-9 Jahre alt wenn ich dann zu den Pflege Eltern gekommen war. Sehr speahter in meinen leben (war dann schon in England) habe ich dann versucht heraus zufinden wo meine Eltern waren. Davon habe ich dann herausgefunden das ich noch 10 Geschwistern hatte und das alle damals in Alsleben lebten was damals in Ostdeutschland war. Meine Eltern angeblich waren damals von east zu west Germany gefluechtet. Geschwistern dagelassen. Keiner hatte gewusst das ich geboren was.Ich war die einzige in west germany geboren. Meine Mutter stard wenn ich 14 Jahre alt war. Keiner weiss wo Vather war.
Gruss Margot
Hallo Margot,
vielen Dank für deine Kommentare. So wie dir ist es ganz vielen ehemaligen Heimkindern ergangen. Ich beschäftige mich ja schon länger mit dem Thema Heimerziehung, und oft sind es zumeist sehr traurige Geschichten.
Aber ich habe den Eindruck, dass es dir jetzt doch relativ gut geht, mal abgesehen von deiner Krankheit, von der du mal erzählt hast.
Ich wünsche dir alles gute und einen schönen Gruß aus Hamburg nach England, wo du ja schon länger wohnst.
LG Manfred
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